Peniskrebs
Krankheit & Behandlung
Direkt zum passenden Inhaltsbereich
Peniskrebsarten
Der Peniskrebs gehört zu den selteneren Krebsarten und betrifft insbesondere Männer in einem Alter über 60 Jahren. Am häufigsten bildet er sich an der Eichel und an der Vorhaut. Bei einer frühzeitigen Erkennung kann Peniskrebs operiert werden und hat gute Heilungschancen. Ohne Behandlung kann er tief in das umliegende Gewebe einwachsen (Penisschwellkörper, Harnröhre, Prostata) und sich über die Lymphbahnen in die Lymphknoten ausbreiten. In späten Krankheitsstadien können Tumorzellen über die Blutwege Absiedelungen (Metastasen) in anderen Organen (z.B. Lunge, Knochen) verursachen. Beim Peniskrebs handelt es sich meist um eine bösartige Erkrankung, die in der Regel entsteht, wenn die Hautzellen der äußersten Hautschicht entarten (Plattenepithelkarzinom). Bestimmte Risikofaktoren begünstigen die Entstehung von Peniskrebs. Hierzu gehören wiederkehrende Entzündungen der Eichel/Vorhaut, welche unter anderem durch eine Vorhautverengung (Phimose) hervorgerufen werden können. Die Reinigung des Penis ist durch eine Phimose häufig erschwert, sodass nicht selten Vorhauttalg (Smegma) zurückbleibt und sich hier Keime ansammeln können, was eine Entzündung begünstigt. Weiterhin wird vermutet, dass eine Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV) neben der Entstehung von Genitalwarzen auch die Entstehung von Peniskrebs fördern kann. Das Peniskarzinom wird in die zwei Untergruppen eingeteilt: HPV-assoziierte Plattenepithelkarzinome und nicht HPV-assoziierte Plattenepithelkarzinome. Von diesen gibt es jeweils wieder verschieden Subtypen.
Untersuchung bei Verdacht auf Peniskrebs
Inspektion und Tastuntersuchung des Penis
Auffälligkeiten der Haut des Penis, sowohl der Vorhaut als auch der Eichel oder der Penisschafthaut, können sich als Rötungen, als nässende offene Stellen oder Erhabenheiten der Haut, teilweise mit Blutungen, zeigen. Sollten derartige außergewöhnliche Hauveränderungen auffallen wird der niedergelassene Urologe diese zunächst genau betrachten. Eine Blickdiagnose ist beim Peniskarzinom in den meisten Fällen allerdings nicht möglich bzw. nicht ausreichend, um eine sichere Diagnose zu stellen. Neben dem bloßen Betrachten ist eine Tastuntersuchung des Penis notwendig, um Verhärtungen festzustellen oder auch beurteilen zu können, ob die Hautveränderungen schmerzhaft sind. Bei Verdacht auf Peniskrebs wird die Untersuchung auf die Leisten ausgeweitet, da vergrößerte oder verhärtete Lymphknoten einen ersten Anhalt für eine Absiedelung des Peniskrebs geben können und sich hieraus weiterführende Untersuchungen ableiten.
Ultraschalluntersuchung
Mit einer Ultraschalluntersuchung kann festgestellt werden, inwieweit der Tumor in das umliegende Gewebe einwächst (z.B. Penisschwellkörper und Harnröhre). Wenn neben den Hautveränderungen des Penis vergrößerte oder verhärtete Leistenlymphknoten auffallen werden auch diese mittels Ultraschalluntersuchung beurteilt. Hier können ggf. bereits gutartige Lymphknotenvergrößerungen von bösartigen Lymphknotenvergrößerungen durch spezielle sonographische Kriterien unterschieden werden.
Penisbiopsie
Besteht eine auffällige Hautveränderung, hinter welcher sich Peniskrebs verbergen könnte, ist die Entnahme einer Gewebeprobe aus dem veränderten Hautbereich dringlich anzuraten. Dabei wird in einer lokalen Betäubung ein kleines Stück Gewebe entnommen und unter dem Mikroskop untersucht. Nur so lassen sich gutartige von bösartigen Hautveränderungen unterschieden und die Eindringtiefe des Tumors feststellen.
Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT)
Für die Beurteilung geschwollener Lymphknoten eignen sich die Schnittbildverfahren CT und MRT besonders gut. Insbesondere bei adipösen Patienten können unter Umständen die Leistenlymphknoten nicht gut getastet werden, sodass hier in jedem Fall die Bildgebung durchgeführt werden sollte. Bei auffälligen Lymphknoten sollte zusätzlich der Brustraum und der Bauchraum mittels CT untersucht werden, um Absiedelungen (Metastasen) zu erkennen.
Behandlung nach Nachweis eines Peniskarzinoms
Aus Schamgefühl und Unwissenheit werden Ärzte bei Hautveränderungen am Penis häufig erst spät aufgesucht. Je früher aber die Behandlung beginnt, desto günstiger ist der Krankheitsverlauf und desto besser sind die Heilungschancen. Ein wichtiger Grundsatz bei der Therapie des Peniskarzinoms ist die möglichst schonende und Lebensqualität-erhaltende Behandlung. Die Art der Behandlung richtet sich nach dem Krankheitsstadium.
Konservative Therapie
Handelt es sich um Vorstufen des Peniskrebs und um oberflächliche Krebsarten kann in manchen Fällen zunächst auf eine Operation verzichtet werden und die Hautveränderungen mittels Auftragen von Cremes und Chemotherapeutika-enthaltenden Lotionen behandelt werden (topische Therapie). Wichtig hierbei ist eine engmaschige Nachsorge, da die Rate an wiederkehrendem Krebs (Rezidiv) nach topischer Therapie nicht gering ist. In einem solchen Fall muss dann die Therapieart geändert werden und meist ist dann eine Operation notwendig.
Operative Therapie
Wenn das Peniskarzinom klein ist, kann es ausreichen leidglich die betroffene Hautveränderung aus dem gesunden Gewebe herauszuschneiden. Hierfür können unter anderem Laserverfahren eingesetzt werden. Das Ausmaß der operativen Therapie ist von der Größe und Lage des Peniskrebs abhängig. Sofern nur die Vorhaut betroffen ist erfolgt die Entfernung der Vorhaut (Zirkumzision). Bei oberflächlichen Tumoren der Eichel wird die Eichelhaut entfernt (Glansresurfacing) und die Eichel mit einem Hauttransplantat (Spalthaut) gedeckt. Wenn der Krebs allerdings schon in tiefe Gewebeschichten vorgedrungen ist oder in andere Organe eingewachsen ist kann eine Entfernung der Eichel (Glansektomie), eine teilweise Amputation des Penis (partielle Penektomie) oder eine vollständige Amputation des Penis (komplette Penektomie) notwendig sein, um eine Heilung zu erreichen. Nach solchen größeren Operationen besteht die Möglichkeit einen funktionsfähigen Penis aus körpereigenem Gewebe ggf. unter zusätzlicher Verwendung einer Penisprothese wieder aufzubauen.
Strahlentherapie
Das Peniskarzinom ist strahlensensibel, d.h. in manchen Fällen können kleine Befunden mit lediglich oberflächlicher Ausbreitung mittels Strahlentherapie behandelt werden, ohne dass eine Operation zwingend erforderlich ist. Der Vorteil hierbei ist der Organerhalt. Zwar können häufig gute funktionelle Ergebnisse erzielt werden, es treten aber auch Nebenwirkungen wie Harnröhrenverengungen oder Fisteln auf. Des Weiteren sind Rückfälle nach Bestrahlung häufiger als nach operativen Behandlungen.
Eine Bestrahlung kommt außerdem in Betracht, wenn in fortgeschrittenen metastasierten Krankheitsstadien Lymphknotenmetastasen operativ nicht entfernt werden können und Beschwerden bereiten oder geschwürartig wuchern.
Management der Lymphknoten
Die Leisten- und Beckenlymphknoten sind beim Peniskrebs für gewöhnlich die ersten Lymphknotenstationen in welchen sich Absiedelungen des Peniskarzinoms zeigen. Bei vollständiger chirurgischer Entfernung der Lymphknoten besteht die Möglichkeit auf eine Heilung der Erkrankung. Allerdings lassen sich durch die Bildgebung Lymphknotenmetastasen nicht immer sicher nachweisen oder ausschließend, sodass je nach Größe und Ausbreitungsmuster des Peniskarzinoms die Leistenlymphknoten entfernt ((modifizierte) inguinale Lymphadenektomie) bzw. Gewebeproben daraus entnommen werden, um eine Streuung auszuschließen oder zu bestätigen. Dies erfolgt entweder im Rahmen der Operation des Peniskrebs oder in einer gesonderten Operation. Insbesondere bei auffälligen vergrößerten Lymphknoten bei der Tastuntersuchung der Leisten sollte ein solches invasives Lymphknotenstaging durchgeführt werden. Bestätigt sich, dass die Leistenlymphknoten befallen sind, werden auch die tiefen Leistenlymphknoten (radikale inguinale Lymphadenektomie) und ggf. auch die Beckenlymphknoten entfernt (iliakale Lymphadenektomie).
Medikamentöse Therapie
In metastasierten Krankheitsstadien ist eine Operation und die Heilung der Erkrankung nicht mehr möglich. Das Therapieziel ist dann Beschwerden zu lindern und Metastasen in ihrem Wachstum zu verlangsamen. Hierfür werden Chemotherapeutika eingesetzt (palliative Chemotherapie). Die häufigsten verwendeten Wirkstoffe sind Cisplatin, Taxane, 5-Fluoruracil und Ifosfamid.
Bei großen Lymphknotenmetastasen, die nicht stark verwachsen sind und potentiell operiert werden können, kann eine Chemotherapie vor der Lymphknotenentfernung (neoadjuvante Chemotherapie) zu einer Verkleinerung der Absiedelungen führen und somit eine (leichtere) Operabilität herbeiführen.
In manchen Fällen wird auch nach einer operativen Entfernung der Beckenlymphknoten eine Chemotherapie durchgeführt (adjuvante Chemotherapie), da sich hierdurch bessere Überlebensprognosen gezeigt haben.
Je nach Behandlungsregime werden bis zu 6 Zyklen der Chemotherapie verabreicht. Dies erfolgt zum Teil stationär und zum Teil ambulant in unserem interdisziplinären Tagestherapiezentrum. Die Patienten werden während der Chemotherapie eng durch uns betreut. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen und Bestimmungen der Blutwerte sind erforderlich.